Ein Leben mit der Sucht, wird häufig beschrieben. Dass meist aber die ganze Familie betroffen ist, wird dabei häufig nicht berücksichtigt. Desiré Passeron langweilt sich Anfang der 70 Jahre in der französischen Provinz - wie so viele andere Jugendliche auch und meint mal so eben nach Amsterdam zu fahren. Dort lernt er die große, coole Weltkennen, leider auch das Heroin. Sein - völlig entnervter - Bruder holt ihn zurück, doch ein Süchtiger findet immer seinen Stoff, auch in Südfrankreich. Und da sie - aus Geldgründen alle ihre Spritzen
untereinander tauschen, kam es, wie es - vor Allem Anfang der 80er Jahre kommen musste. Er bekam, wie viele anderen, AIDS. Die Spirale nachunten war nun programmiert und die Spirale der teilweise negierenden Familie ebenfalls. Ohne Gnade schildert nun der Neffe den Verfall seines Onkels mit einer schonungslosen Offenheit. Interessant ist in jedem zweiten Kapitel die Abhandlung der Forschung um die verschiedenen HIV Viren, wobei dabei zunächst ein Konkurrenzkampf zwischen Frankreich und Amerika herrschte. Sehr fachkundlich, für den Laien jedoch durchaus verständlich werden die medizinischen Fortschritte erläutert.
Das Drama in der Familie Passeron spitzt sich zu, als Desiré die ebenfalls süchtige und aidskranke Brigitte heiratet. Und da hört es mit der neutralen Schilderung auf. Die beiden bekommen eine Tochter, Emilie. Die Tragik ist, dass sie das Virus ebenfalls in sich trägt, es schließlich nach einigen Jahren ausbricht und sie nach langem Kampf daran stirbt - unschuldig und von verantwortungslosen Eltern verschuldet. Ein mitreißendes Buch.
Die Schlafenden, Anthony Passeron, Verlag Piper
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