Mit dem Finger auf die anderen zeigen, ist bekanntlich immer leicht. Doch bei anderen Profitgier anzukreiden, statt an die Umwelt zu denken und dabei selber überlegen, wie man am besten einen Skiurlaub nach Davos steuerlich absetzen kann und dabei in diesen mit dem Flugzeug fliegt, ist schon ziemlich schräg. Nichtsdestotrotz liest sich dieses Buch über die Entstehung des Romans "Der Zauberberg" von Thomas Mann recht amüsant, da auch bei diesem Werk nicht so alles mit rechten Dingen zuging. Zunächst einmal hat Gattin Katia doch hauptsächlich die Recherche hingezaubert, um dann mit einer angeblichen Tuberkulose stillgelegt zu werden. Dazu sollte der Kurort Davos ursprünglich dienen und damit viel Geld verdienen, auch wenn sich dies später als völliger Mumpitz erwies. Entweder waren die Kranken gar nicht krank und diese Liegetherapie nützte auch nichts. Aber es war gut fürs Geschäft. Als die Unsinnigkeit schließlich aufflog und das Buch der Zauberberg sich zunächst auch nicht gerade als Verkaufsschlager und somit als Werbung für Davos erwies, musste etwas Neues her. Der Skiort mit all seinen Konsequenzen war geboren. Dass parallel die kurze, auch nicht optimale `Liebesepisode´ des Autors erzählt wird, so ganz nebenher der Kurztrip mit der Tochter, ist quasi nebensächlich. Dann als Moralapostel über das jährliche Wirtschaftsforum mit seinen Helikopterflügen und Profitgier urteilen, wenn man selber das steuerliche Absetzen und den Flug absolviert erscheint doch sehr als Doppelmoral. Aber machen wir das nicht alle?
Der Zauberberg, die ganze Geschichte; Norman Ohler; Verlag Diogenes
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